Krankheitsbild

Prognose

Epilepsien selbst sind keine voranschreitenden Erkrankungen. Sie können sich nur dann verschlimmern, wenn die der Epilepsie zugrunde liegende Erkrankung voranschreitet. Für die alte Theorie, dass viele Anfälle über die Jahre dazu führen, dass immer mehr Anfälle auftreten, gibt es nach dem heutigen Wissensstand überhaupt keinen Anhalt.

Bei den idiopathisch generalisierten Epilepsien wissen wir aus Langzeit-Studien, das eine langjährige Anfallsfreiheit – auch ohne Einnahme von Antiepileptika – über die Jahrzehnte der Erkrankung immer wahrscheinlicher wird. Generell treten unter der regelmäßigen Einnahme meist eines Antiepileptikums bei zwei Drittel der Patienten keine epileptischen Anfälle mehr auf. Bei dem anderen Drittel besteht jedoch eine weitgehende Pharmakoresistenz, d.h. es treten trotz der Einnahme von mindestens zwei Antiepileptika weiterhin epileptische Anfälle auf. Hier stehen weitere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, diese sind unter „Behandlung“ aufgeführt.

Viele Patienten und Angehörige bewegt die Sorge, ob durch einen oder mehrere epileptische Anfälle Nervenzellen zugrunde gehen können und ob dadurch z.B. die Konzentrations- oder Merkfähigkeit vermindert sein kann. Methodisch ist es mitunter schwierig, diese Frage eindeutig zu beantworten. In Tierexperimenten gibt es klare Hinweise auf neuronale Zellverluste und weitere Netzwerkveränderungen nach epileptischen Anfällen, jedoch sind die Bedingungen in diesen Modellen der Epilepsie nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragbar. Bei Patienten kann man die neuronalen Folgen von epileptischen Anfällen in der Regel nur mit bildgebenden Verfahren, wie dem MRT des Gehirns, untersuchen.

Nach einem Status epilepticus, also einem lang anhaltenden epileptischen Anfall, sind in Einzelfällen Nervenzellverluste beschrieben. Allerdings ist hier nicht immer ganz klar, ob diese Veränderungen Folge des Status epilepticus oder der den Status epilepticus verursachenden Gehirnerkrankung sind. Bei Patienten mit einzelnen oder auch wiederholt und häufig auftretenden epileptischen Anfällen konnten MRT-Untersuchungen des Gehirns über einen Zeitraum von 3-4 Jahren keine voranschreitenden Veränderungen aufzeigen, die nicht auch bei altersgleichen Kontrollpersonen ohne Epilepsie zu finden waren.

Zusammengefasst gibt es bis heute keine Hinweise darauf, dass bei epileptischen Anfällen in relevantem Maße Nervenzellen untergehen und dass es somit zu Einbußen von Hirnleistungen kommt. Untersuchungen zur Sterblichkeit bei Epilepsien haben gezeigt, dass die erhöhte Sterblichkeit in der Regel auf die der Epilepsie zugrunde liegende Gehirnerkrankung und nicht auf die Epilepsie selbst zurückzuführen ist.

Menschen mit Epilepsie haben jedoch ein höheres Risiko, bei anfallsbedingten Unfällen zu sterben. So liegt das Risiko zu ertrinken bei Menschen mit Epilepsie 18mal höher als bei Menschen ohne Epilepsie. Dieses Risiko kann jedoch verringert werden, wenn in Bezug auf das anfallsbedingte Risiko eine entsprechende Risikoeinschätzung vorgenommen wurde.