Funktionsbereiche
Psychotherapie
Menschen mit Epilepsie sind gefordert, die eigene Erkrankung in ihr Selbst zu integrieren. Die Krankheitsbewältigung verläuft in einem Anpassungsprozess, bei dem häufig negative Gefühle wie Trauer, Angst, Wut und/oder Hilflosigkeit auftreten. Diese gehören zunächst zum Verarbeitungsprozess, können aber unter Umständen zu einer eigenständigen psychischen Erkrankung, wie z.B. einer Depression oder zu Angsterkrankungen, führen.
Viele Menschen mit Epilepsie haben Angst vor ihren Anfällen, aber auch vor den Vorurteilen, die mit dieser Erkrankung verbunden sind. Selbst wenn durch medikamentöse oder chirurgische Behandlungsansätze Anfallsfreiheit erreicht werden kann, ist damit nicht gesichert, dass solche eingespielten Verhaltensweisen verändert oder aufgehoben werden. Um ihre Verhaltensmuster dauerhaft zu ändern, benötigen viele Menschen mit Epilepsie psychotherapeutische Unterstützung. Bei der Therapie wird versucht, vorhandene Ressourcen zu erkennen und diese zu unterstützen und auszubauen.
Wir bieten die Möglichkeit, in Gruppen zur Krankheits- und Stressbewältigung über die Erkrankung und den belastenden Alltag zu sprechen, um im Austausch mit anderen Patienten die eigenen Kompetenzen in Form von Selbstkontrolltechniken zu erhöhen, mögliche Anfallsauslöser oder allgemeine Stressauslöser ausfindig zu machen und diese entweder vorab zu minimieren oder im Anschluss ausgleichen zu lernen.
Als Bewältigungsmethode bieten wir das Entspannungsverfahren „Progressive Muskelrelaxation“ an.
Eine spezielle Methode stellt die Anfallsselbstkontrolle dar, mit der epilepsiekranke Menschen lernen können, das eigene Anfallsverhalten zu verstehen und darauf aufbauend ggf. Strategien der Anfallsselbstkontrolle zu entwickeln und umzusetzen. Die Grundlagen dieses Therapieansatzes können im Rahmen des stationären Aufenthalts erlernt werden, unter Umständen ist eine Fortführung im Rahmen einer ambulanten Psychotherapie erforderlich.
Manchmal zeigt sich, dass bei einem Patienten/einer Patienten keine Epilepsie vorliegt, sondern dass es sich bei den Anfällen um dissoziative (psychische) Störungen handelt. Diese treten manchmal auch begleitend zu einer Epilepsie auf. Dissoziative Störungen erfordern eine intensive psychotherapeutische Behandlung, bei deren Einleitung wir Hilfestellung bieten.